Micro by Michael Crichton; Richard Preston

Micro by Michael Crichton; Richard Preston

Autor:Michael Crichton; Richard Preston
Die sprache: de
Format: mobi
Herausgeber: PeP eBook
veröffentlicht: 2012-02-23T23:00:00+00:00


Kapitel 22

STATION BRAVO

29. OKTOBER, 18:00 UHR

Die sechs überlebenden Studenten wählten sich einen etwas höher gelegenen Platz am Fuß eines kleinen Baums aus. Hier würden sie nicht weggeschwemmt werden, wenn es während der Nacht regnen sollte. Sie standen unter einem Ohia-Baum, der gerade zu blühen begonnen hatte und dessen rote Blüten im Abendlicht glühten.

»Wir sollten eine Palisade errichten«, schlug Peter vor.

Sie sammelten trockene Zweige und tote Grashalme. Sie spalteten die Zweige und Gräser in lange Späne auf, die sie nebeneinander in den Boden rammten. Nach kurzer Zeit umgab ein Schutzzaun aus angespitzten, nach außen gerichteten Pfählen ihr Nachtlager. Sie ließen in der Palisade eine Öffnung, durch die ein Mensch gerade so durchschlüpfen konnte. Um die Öffnung herum stellten sie im Zickzack weitere Pfähle auf, um den Eingang noch weiter zu sichern. Sie arbeiteten an einer Verstärkung ihres kleinen Forts, solange es noch hell genug war. Sie schleppten tote Blätter in die Festung, aus denen sie sich dann ein Dach über dem Kopf bauten. Dieses Dach würde sie vor Regen schützen und auch vor fliegenden Beutegreifern verbergen.

Auch unter dem Dach breiteten sie Blätter aus. Auf diese Weise schufen sie ein Laubbett zwischen sich und dem Boden, in dem es ja von kleinen Würmern nur so wimmelte. Sie schnitten die dünne, wasserdichte Zeltbahn, die sie im Laborrucksack gefunden hatten, zu einer großen Plane zu, die sie über ihr Blätterbett ziehen konnten. So konnten sie trockener und bequemer schlafen.

Sie hatten sich selbst ein Fort gebaut.

Karen holte ihre Sprühflasche heraus. Sie war fast leer. Das meiste hatte sie bei ihrem Kampf gegen die Ameisen verbraucht. »Da drinnen ist Benzochinon. Wenn uns etwas angreifen sollte, sind noch ein paar Schuss übrig.«

»Jetzt fühle ich mich schon viel sicherer«, sagte Danny sarkastisch.

Rick Hutter tauchte die Spitze seiner Harpune in die Laborflasche mit dem Curare. Dann lehnte er sie griffbereit an die Palisade.

»Wir sollten Wache halten«, erinnerte sie Peter. »Wir werden die Wachen alle zwei Stunden ablösen.«

Es erhob sich die Frage, ob man ein Feuer machen sollte. Wenn man in der normalen Welt eine Nacht in der Wildnis verbrachte, würde man ganz bestimmt ein Lagerfeuer anzünden, um sich warm zu halten und Raubtiere abzuschrecken. In der Mikrowelt war die Lage eine ganz andere, die Erika Moll folgendermaßen zusammenfasste: »Insekten werden vom Licht angezogen. Wenn wir ein Feuer machen würden, könnte das Fleischfresser über Hunderte von Metern anlocken. Wir sollten deshalb auch unsere Stirnlampen nicht benutzen.«

Das bedeutete jedoch, dass sie die Nacht in völliger Dunkelheit verbringen würden.

Als die Dämmerung von der Nacht abgelöst wurde, verlor die ganze Welt ihre Farben und bestand nur noch aus tiefem Schwarz und unterschiedlichen Grautönen. Plötzlich hörten sie ein dumpfes Trippeln, das immer näher kam. Es war das Geräusch vieler Füße, die sich über den Boden bewegten.

»Was ist denn das?« Dannys Stimme begann wieder einmal zu zittern.

Eine ganze Herde von geistergleichen, grazilen Tieren erschien aus der Dunkelheit und zog an ihrem Lager vorüber. Es waren Weberknechte, achtbeinige Wesen mit spindeldürren Beinen, die ihnen ungeheuer lang erschienen. Im Maßstab der Studenten wirkten die Beine, als ob sie viereinhalb Meter hoch wären.



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